Ausgewilderte Waldmöpse und eine Sumpfzypressenallee

Brandenburg an der Havel

Etwa 70 Kilometer von Berlin entfernt liegt die Stadt Brandenburg landschaftlich reizvoll inmitten der Fluss- und Seenlandschaft der Havel. Als älteste Stadt der Mark hat sie viel zu bieten. Dominsel, Altstadt und Neustadt locken gleichermaßen die Besucher.

Die Stadt heißt wie das Bundesland. So bedeutend ist sie für Brandenburg. Sie ist gleichsam die Wiege des Landes. Trotzdem steht die Stadt an der Havel immer im Schatten von Potsdam. Die galoppierenden Immobilienpreise in Berlin und Potsdam sowie die gute verkehrliche Anbindung tragen jedoch dazu bei, dass die Stadt Brandenburg an der Havel seit einiger Zeit wieder stärker wächst. Hinzu kommt die reizvolle Lage inmitten der Flusslandschaft. Knapp über 72 000 Einwohner leben derzeit in der Stadt. Immer mehr junge Familien ziehen aus der Großstadt ins beschauliche Brandenburg. Die Fahrt mit der Regionalbahn dauert nur eine Dreiviertelstunde bis zum Berliner Hauptbahnhof, ideal für Pendler.

Brandenburg an der Havel ist die älteste Stadt des Bundeslandes, und das sieht man ihr vielerorts an. Wo sonst in diesem Landstrich existieren noch Wohnhäuser aus der Gotik? Wenige Jahre, nachdem Albrecht der Bär die Mark Brandenburg für sich gewonnen hatte, wurde im Jahr 1165 der Grundstein für den Brandenburger Dom gelegt – an der Stelle, wo sich einst eine slawische Burg befand. Der Dom ist das älteste mittelalterliche Bauwerk der Stadt. Vor einigen Jahren ist seine grundlegende Sanierung abgeschlossen worden. Es lohnt sich also, die Kathedrale wieder zu besuchen. Innerhalb des historischen Domensembles am Burghof lädt das stilvolle Restaurant „Remise“ zum Mittagstisch. Der Havelzander darf auf der Speisekarte natürlich nicht fehlen.

Beim Spaziergang über die Dominsel begegnet uns ein sonderbares Wesen zum ersten Mal: Ein lebensgroßer Bronze-Mops mit Geweih. In Erinnerung an den großen Loriot, einst in Brandenburg an der Havel geboren, wurden seit 2015 mittlerweile insgesamt 27 „Waldmöpse“ ausgewildert. Verteilt über die Stadt schauen sie über Brunnenränder, laufen Treppen hinauf oder heben das Bein. Loriot hatte den „Waldmops“ einmal als die Urform des Mops beschrieben, ohne den ein Leben zwar möglich, aber sinnlos sei. Eine sogenannte „Waldmops“-Safari ist bei vielen Touristen beliebt. Zufrieden ist man erst, wenn alle 27 abgelichtet sind.

Rathenower Torturm & Jahrtausendbrücke

Von der Dominsel geht es über den Grillendamm in die Altstadt. Wenn man sonst auch keinen Blick für Straßenbäume hat, hier machen sie stutzig. Was sind das für exotische Gewächse? Die Sumpfzypressenallee am Grillendamm ist eine fast 200 Jahre alte botanische Sehenswürdigkeit. Diese Bäume mit den federigen Blättern stehen meist nur in altehrwürdigen Parks. Besonders schön anzuschauen ist die Allee im November, wenn die leuchtend kupferrote Herbstfärbung zu bestaunen ist.

Angekommen auf dem Altstädtischen Markt fällt das stattliche mittelalterliche Rathaus auf, wie der Dom und die meisten anderen Kirchen der Stadt ist er ganz aus Backstein gebaut. Mit seinen üppig filigranen Stufengiebeln, den reich geschmückten Portalen zeugt das Gebäude von der wirtschaftlichen Kraft der Altstadt Brandenburg um 1500. Potsdam etwa hatte ein solch stolzes Rathaus noch lange nicht. Davor steht wie oft in Nord- und Mitteldeutschland ein Roland. Die knapp sechs Meter hohe Sandsteinfigur erinnert an städtische Freiheiten, das mittelalterliche Stadt- und Marktrecht. Ursprünglich stand der Brandenburger Roland auf dem Marktplatz der Neustadt. Dazu muss man wissen, dass Altstadt und Neustadt bis ins 18. Jahrhundert eine Doppelstadt bildeten. Nach der Zerstörung des Neustädtischen Rathauses 1945 kam sie an seinen heutigen Standort auf den Altstädtischen Markt.

  1. Neustädtischer Markt
  2. Fritze-Bollmann-Brunnen
  3. St. Katharinenkirche
  4. Paulikloster
  5. Kath. Heilige Dreifaltigkeit
  6. Steintorturm
  7. Jahrtausendbrücke
  8. St. Johanniskirche
  9. Gedenkstätte NS-Euthanasie
  10. Slawendorf
  11. St. Nikolaikirche
  12. Friedenswarte
  13. Plauer Torturm
  14. Museum im Frey-Haus
  15. Ältestes Haus im Land Brandenburg
  16. Altstädtisches Rathaus mit Roland
  17. Rathenower Torturm
  18. St. Gotthardtkirche
  19. Grillendamm
  20. Dom St. Peter und Paul
  21. Petrikirche
  22. Mühlentorturm
  23. Neustädtisches Wassertor

Brandenburg ist eine Wasserstadt. Eine von den 20 Brücken der Stadt ist die Jahrtausendbrücke. 1929 anlässlich der 1 000-Jahrfeier Brandenburgs eingeweiht, verbindet sie die Altstadt mit der Neustadt. Besonders charmant: Auf beiden Seiten der Brücke gibt es jeweils ein kleines Café. Bei schönem Wetter nimmt man den Kaffeebecher gern mit hinunter zum Wasser und schaut den Booten hinterher. In der Neustadt wartet dann das nächste historische Highlight. Im mittelalterlichen Paulikloster ist das Archäologische Landesmuseum untergebracht. Hier geht es zurück zu den allerersten Anfängen der Besiedelung Brandenburgs. Aus der Bronzezeit sind ein Goldener Armreif, ein kleiner bronzener Kultwagen und eine Widderfigur zu bestaunen. Schätze, die der märkische Sand bei Ausgrabungen freigegeben hat. Wo, wenn nicht in der ältesten Stadt des Landes, wären diese Artefakte besser aufgehoben?

Bahnhof Brandenburg an der Havel
Domgelände

Das Archäologische Landesmuseum veranstaltet darüber hinaus an bestimmten Wochenenden die beliebten Regionalmärkte. Manufakturen, Händler und landwirtschaftliche Kleinbetriebe aus der Umgebung bieten vor der Kulisse des historischen Pauliklosters ihre Produkte zum Genießen und Erwerben an.

Karen Schröder

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