Fluch oder Segen?

Zu zweit Roller fahren gehört neuerdings zum Stadtbild
Mobil unterwegs

Kaum waren die E-Scooter auf der Straße, ließen die Debatten über die neuen Verkehrsteilnehmer nicht lange auf sich warten. Während die einen sie als umweltfreundliche Mobilitätsergänzung für die Stadt feiern, weil sie wie E-Roller und Pedelecs den Straßenverkehr entlasteten, für bessere Luft und außerdem noch für ordentlich Fahrspaß sorgen, sehen andere die Leihscooter als gefährliche Hindernisse im Straßenverkehr mit häufig rücksichtslosen Fahrern.

Oder sie werden als lästige Spielzeuge abklassifiziert, die hauptsächlich von Touristen und Schülern benutzt werden und den hektischen Großstadtverkehr noch gefährlicher machen. Tatsächlich unterschätzen viele Fahrer die angeblich so leicht zu bedienenden Fahrgeräte, die immerhin bis zu 20 Stundenkilometer schnell sein können. Zwar sind E-Scooter grundsätzlich nur auf Radwegen und Radfahrstreifen erlaubt, doch wo diese fehlen, darf auf die Fahrbahn ausgewichen werden. In Berlin und anderen Großstädten gab es bereits schwere Unfälle und nicht wenige Stürze. Die häufigsten Unfallursachen: Fahren unter Alkoholeinfluss, Fahren mit Kopfhörern und Handybenutzung, keine Ankündigung von Fahrbahnwechsel und Richtungsänderungen oder Fahren zu zweit. Selbst wenn die E-Scooter abgestellt sind, oft mitten auf Gehwegen, können sie zu Stolperfallen für Fußgänger werden. Abends sammeln Mitarbeiter der Anbieterfirmen, die Juicer oder Hunter, wie ihre originellen Jobbezeichnungen lauten, die überall abgestellten Roller ein, um sie über Nacht aufzuladen. Manchmal muss auch die örtliche Polizei eingeschaltet werden, wenn offensichtlicher Vandalismus vorliegt: In Paris landeten beispielsweise schon E-Scooter in der Seine und in Marseille im Hafenbecken.

Ein Elektro-Dreirad aus der Schweiz soll ab 2020 auf den Straßen fahren
Kombination aus E-Scooter und Skateboard

Dennoch scheint der E-Scooter-Trend kein vorübergehen des Phänomen zu sein. Die neue Mikromobilität gilt als großes Zukunftsgeschäft – als ein Milliardenmarkt weltweit, an dem aber auch die Autofirmen mitverdienen wollen, wie Audi mit dem e-tron Scooter zeigt. Der soll die Fahrdynamik eines Skateboards mit der Wendigkeit eines E-Scooters verbinden, wie Audi verlauten lässt, 20 Kilometer weit fahren können und mit kompletter Beleuchtung ausgestattet sein. Für 2 000 Euro wird der e-tron Scooter ab 2020 bei den Händlern stehen. Audi erwägt auch, ihn als Zubehör beim Kauf eines Audi e-tron anzubieten, aufzuladen im Kofferraum an einer eigens installierten Steckdose.

Längst tummeln sich Start-ups und andere Anbieter auf dem neuen Markt der Mikromobilität. Alle mit dem Anspruch, möglichst das perfekte Stadtfahrzeug zu kreieren. Wie der schweizerische Hersteller vRbikes mit dem vR3city, einem dreirädrigen Elektrofahrzeug, das im Stadtverkehr vielerorts beispielsweise als Zustellfahrzeug, Kommunal- und Einsatzfahrzeug oder für Transportaufgaben zum Einsatz kommen soll. Dafür stehen sein kleiner Wendekreis, 120 Kilometer Reichweite und eine Höchstgeschwindigkeit von 45 Kilometer pro Stunde. Die Markteinführung beginnt im Frühjahr 2020. Es ist zu erwarten, dass immer mehr Anbieter auf den erklärten Zukunftsmarkt für E-Roller, welcher Ausführung auch immer, drängen werden. 

Reinhard Wahren

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