Der Popstar unter den einheimischen Vögeln

Der bunte Vogel braucht unseren Schutz

Der Wiedehopf ist Deutschlands Vogel des Jahres 2022. Laut NABU leben derzeit 800 bis 950 Brutpaare in Deutschland, etwa die Hälfte von ihnen in Brandenburg. Nachdem der Wiedehopf schon vom Aussterben bedroht war, hat sich der Bestand wieder erholt. Der wärmeliebende Vogel ist ein Gewinner des Klimawandels.

Im Landeanflug wird der 30 Zentimeter große Wiedehopf zum Punk, dann stellt er seine prächtige Federhaube auf. Das kann auch passieren, wenn er erregt ist. Schön anzusehen sind auch sein rostrotes Federkleid und die schwarz-weiß gebänderten Flügel. Unter den einheimischen Vögeln ist er ganz weit vorn, wenn es um das Aussehen geht. Dieser Vorzug hat sicher dazu beigetragen, dass der Wiedehopf 2022 zum Vogel des Jahres gekührt wurde. Die Mehlschwalbe zog in der Publikumsgunst den Kürzeren. Der wissenschaftliche Gattungsname „Upupa“ ist dem Klang seines dreisilbigen Balzrufes nachempfunden: Upupup.

Dass Brandenburg einen solchen Vorsprung hat, was den Bestand des Wiedehopfs angeht, ist nicht nur seinen unberührten Naturlandschaften zu verdanken. Im Gegenteil, es sind die Tagebaufolgelandschaften und die ehemaligen Truppenübungsplätze, die heute zu den wichtigsten Lebensräumen dieses Vogels zählen. Besonders im Süden des Landes findet dieser besondere Vogel geeignete Lebensbedingungen. Im südlichen Brandenburg hat er sich in den vergangenen Jahren wieder stärker verbreitet. Die Naturschützer Reinhard Möckel und Frank Raden aus der Lausitz sind seit Jahrzehnten für den Wiedehopf im Einsatz. Sie bauen Nisthilfen, beringen und zählen die Vögel. „Dem Wiedehopf geht es gut“, sagt der promovierte Biologe Möckel mit Freude. Dabei schwankt der Bestand von Jahr zu Jahr. Die meisten Vögel konnten die beiden Ornithologen im Jahr 2017 zählen, als allein in Südbrandenburg 161 Wiedehopf-Reviere besetzt waren. Aktuell sind es etwa 140 Reviere. „Gern nehmen die Vögel auch die künstlichen Nisthilfen an“, sagt Möckel und ist überzeugt, dass sich ohne die menschliche Nachhilfe der Bestand nicht wieder so gut erholt hätte. Natürlich habe auch der Klimawandel einen großen Anteil am Bruterfolg, denn Wiedehopfe mögen es nun einmal warm. Trotzdem macht sich der engagierte Naturfreund Sorgen: „Gerade die Tagebaufolgelandschaften wachsen ziemlich schnell zu, dabei braucht der Wiedehopf doch offenes Gelände“.

Wiedehopfe sind Höhlenbrüter. Sie bauen keine Nester. Zum Brüten geeignet sind Astlöcher, Spechthöhlen, aber auch Stein- und Holzhaufen. Mit einigen Grashalmen formt er eine Mulde, in die die Eier gelegt werden. Besonders beliebt, weil perfekt gestaltet, sind allerdings die menschlichen Nisthilfen. Sie sind mit Sägespänen gepolstert und geschützt angebracht. Je nach Witterung beginnen die Vögel von Anfang Mai bis Juni zu brüten. Meistens ist nur eine Brut pro Jahr möglich. Das Weibchen legt dabei fünf bis sieben blau- bis grüngraue Eier. Nach gut 15 Tagen schlüpfen dann die Jungen und wieder drei bis vier Wochen später ist der Nachwuchs flügge. Den Jungvögeln haben wir im Übrigen die Redewendung zu verdanken: Der oder die stinkt wie ein Wiedehopf. Bei Gefahr koten sie ins Nest und sondern ein übel riechendes Sekret aus ihrer Bürzeldrüse ab.

Nistkasten selber bauen

Künstliche Nisthilfen erhöhen das Brutplatzangebot und stabilisieren so den Bestand der Vogelart. Der Wiedehopf übernachtet zwar im Wald oder am Waldrand, die Brut ist jedoch dort gefährdet. Daher den Kasten nicht im Wald anbringen. Optimal sind nach Süd-Ost ausgerichtete Buschgruppen oder Böschungen.

Im Spätsommer hält den Wiedehopf nichts mehr im kühlen Brandenburg. Dann macht er sich auf die Reise nach Afrika, in die Überwinterungsgebiete südlich der Sahara. Ab März beginnt er, wieder in die Brutgebiete zurückzukehren. Auf der Durchreise macht er auch einmal in Gärten Rast. Dafür dass es dem Wiedehopf in Brandenburg gut geht, macht sich der NABU stark. Er hat zu einer besonderen Spendenaktion aufgerufen. Im östlichen Brandenburg, etwa 45 Kilometer von Berlin entfernt, liegt das Naturschutzgebiet „Hutelandschaft Altranft-Sonneburg“. In der Nachbarschaft will die NABU-Stiftung Nationales Naturerbe 38 Hektar Land kaufen, um dem Wiedehopf und anderen seltenen Vögeln Lebensräume zu sichern.

Karen Schröder

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